Wer immer ja sagt, schadet auf Dauer seinen Beziehungen und auch sich selbst. Klar wollen wir immer von allen gemocht werden – aber auf Dauer kann die Ja-Sagerei nur ins Verderben führen. Die Zeitschrift „Good Health“ hat gemeinsam mit einem Arbeitspsychologen und einer Paartherapeutin dieses Thema diskutiert. Das hat mich zu diesem Beitrag inspiriert – denn auch ich kenne die Probleme mit dem Aussprechen des Wörtchen „Nein“.
Aber ernsthaft ein richtig eingesetztes „Nein“ ist echt nicht schlimm. Unser Auftreten wird sogar durch wohldosiertes, angebrachtes „Nein“-Sagen authentischer und wirkt selbstbewusster. Trotzdem scheuen wir uns meist davor. Wir sagen zu oft „Ja“ und ärgern uns später darüber.
Woher kommt diesen Verhalten? Wir wollen vor uns selbst und vor anderen positiv dastehen. Irgendwie gibt es uns ein gutes Gefühl ein freundlicher, beliebter Mensch zu sein. Vor allem im Job passiert es häufiger, dass ein notorisches Jasagen durch eine gewisse Befürchtung vorprogrammiert bzw. motiviert ist. Befürchtungen wie Angst vor einer Kündigung o.ä.. Insbesondere, wenn man durch eine Krankheit häufiger ausgefallen ist kann es sein, dass der Druck persönlich auf einen steigt und die Angst davor einen schlechten Eindruck zu machen oder, dass der Arbeitgeber es sich aufgrund der krankheitsbedingten Fehlzeiten vielleicht dann doch noch anders überlegt mit der Anstellung?! Und gerade dann ist eigentlich ein NEIN echt angebracht, wenn man merkt, dass es zu viel wird – auf Dauer ließe sich dies nicht aufrecht zu erhalten. Vor allem wissen manchmal die Arbeitgeber gar nicht genau, wieviel Zeitaufwand einige Aufgaben benötigen und es ist vollkommen ok zu sagen wie es ist.
Aber auch in der Beziehung oder bei Freundschaften habe ich selbst die Erfahrung gemacht mir selbst nicht gut zu tun, indem ich ja gesagt habe, obwohl ein nein schlauer gewesen wäre. Aber die Angst meine Liebsten zu enttäuschen, sie zu verletzten oder sie dazu zu bringen, dass sie sich wieder um einen sorgen, hat mich auf die falsche Fährte gebracht. Mittlerweile hab ich gelernt, dass ein Nein auch mal sein muss – zwar kann dies natürlich trotzdem zu Enttäuschungen oder so führen, jedoch funktioniert es so langfristig ehrlicher und vor allem gesünder. Denn ich selbst erleide wegen des Neins keinen Schaden. Leider muss ich zugeben, dass mir das trotzdem nicht immer leicht fällt, insbesondere, wenn das NEIN durch körperliche Schwäche oder die Erkrankung selbst induziert ist und ich selbst tausendmal lieber Ja sagen würde… aber auch da heißt es sich zu disziplinieren.
Denn was hat mein Arbeitgeber, was haben meine Freunde, was hat meine Familie, was hat mein Liebster denn davon, wenn ich irgendwann an der ewigen Jasagerei zerbreche – NIX außer vielleicht Ärger, Kummer, Krankschreibung, Depression und Enttäuschung.
Also tut Euch selbst den Gefallen benutzt das Wort JA etwas bewusster. Ihr sollt jetzt nicht zum Egomanen mutieren, jedoch wünsche ich Euch ein wenig Achtsamkeit auf sich selbst, das Selbstbewusstsein und die Stärke zu entwickeln auch mal Nein zu sagen, wenn es einem selbst schwer fällt.
Beim Job besteht sogar die Gefahr eines Respektverlustes – irgendwann dreht sich der Eindruck, dass das Jasagen einen überaus engagierten Eindruck macht. Langfristig kann es dazukommen, das andere den Respekt verlieren. Du wirst zum Deppen, der eh alles macht. Die Fragen „kannste das noch übernehmen?“ wird nur noch pro forma gestellt – denn sie wissen ja eh schon alle, dass du es sowieso machst. Aber bei Dir selbst kann es dazu führen, dass dein Stressgefühl steigt. Du fühlst Dich überfordert – mit jedem weiteren Ja reitest Du Dich immer weiter rein. Also aufpassen – Du hast es selbst in der Hand.
Klar ist es nicht immer leicht abzuschätzen, in welcher Situation ein Nein angebracht wäre. Mir fiel das besonders schwer kurz nach der Diagnose – mir ging es sehr schlecht. Ich konnte meine körperlichen Grenzen noch nicht einschätzen – hatte aber ganz neu in dem Job angefangen. Alles bloß nicht diesen Job verlieren – gar nicht gut. Ich habe mich definitiv übernommen und meine Körpersignale noch nicht richtig einschätzen können. Mittlerweile nehme ich die Erkrankung und ihre für mich damit eingehenden körperlichen Einschränkungen ernster und schaffe es trotzdem engagiert aber nicht unvernünftig meinen Job – wenn auch nur noch Teilzeit – zu erfüllen.
Ich rate Euch grundsätzlich vor einer Antwort erst einmal kurz innezuhalten – nicht direkt „hier“ zu schreien. Das hilft mir ungemein. Denn ich bin jetzt definitiv kein schlechterer Mensch, seitdem ich auch mal das Wort „Nein“ benutze.
NEIN, es geht mir sogar besser so!
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