Aug 01

Cröhnchen-Report #5: Fabian und der böse Freund Herr Alltags-Stress

Mein Name ist Fabian, ich bin 25 Jahre alt und ich bekam meine Diagnose MC Anfang 2001.

Die ersten Symptome traten an meinem zehnten Geburtstag Ende November auf, da hatte ich das erste Mal Blut im Stuhl. Nach mehreren Untersuchungen wurde dann Morbus Crohn bei mir festgestellt. Mein damaliger Kinderarzt hat mich nach der Diagnose zunächst auf Kortison gesetzt um die akute Entzündung in den Griff zu bekommen, was auch sehr gut geholfen hat.

Nach dreimonatiger Appetitlosigkeit hatte ich endlich wieder Hunger und konnte auch wieder etwas bei mir behalten :-). Nach dem Kortison bekam ich eine Kombination aus Azathioprin und Mesalazin in einer, für mein damaliges Gewicht, angemessenen Dosierung. Mit diesem Zug bin ich sehr lange sehr gut gefahren. Es gab schon den ein oder anderen Stein auf den Gleisen in Richtung heute. Ich wusste zum Beispiel nicht so richtig, dass der Faktor „Alltags-Stress“ einen erheblichen Einfluss auf den MC hat. Das lernt man aber mit den Jahren.

Das Bild ist Ende 2013 entstanden. Durch den Schub hatte ich ca. 15 kg abgenommen. Keine Lust und Kraft auf irgendetwas. Die Lebensfreude war zu diesem Zeitpunkt mal verschwunden.

Bis zu dem Ausbruch meines letzten größeren Schubes hatte ich, bedingt durch mehrere Stresssituationen, den ein oder anderen „Mikro“-Schub, der sich aber nach ein bis zwei Tagen wieder verzogen hat. Im Großen und Ganzen hatte der Crohn keine Auswirkungen auf meine Kindheit und Jugend.

Nach einer routinemäßigen Koloskopie im September 2012 einigten sich mein Arzt und ich darauf, dass AZA als auch das Mesalazin komplett abzusetzen, da ich mich schon so lange in einer Remission befand und die Dosen, gemessen an meinem Körpergewicht, sehr niedrig waren.

Das war ein sehr großer Fehler!!!

Ich war zu diesem Zeitpunkt ziemlich am Ende meines Bachelorstudiums, war auch ehrenamtlich sehr viel Unterwegs und gleichzeitig habe ich noch meine Wohnung renoviert. Dann im Mai 2013 hat sich der Crohn gedacht er könnte mal wieder „Hallo“ sagen und er hat es gleich richtig getan.

Es war die volle Dröhnung mit Blut im Stuhl, 15-mal am Tag die Toilette aufsuchen und auch ein permanentes Schwächegefühl. Zurück zu AZA wollte ich wegen des erhöhten Hautkrebsrisikos erst mal nicht. Als Alternative habe ich Humira ausprobiert, was bei mir nie richtig angeschlagen hat, Budesonid hat auch nicht so richtig gewirkt und so hat mich das gute alte Kortison während meiner Bachelorthesis über Wasser gehalten. Da aber das Kortison keine dauerhafte Lösung darstellt, bin ich wieder zurück zu meinen anfänglichen Medikamenten AZA und Mesalazin und kam so recht schnell wieder in einen Normalzustand.

Dabei spielte natürlich auch mein persönliches Umfeld eine große Rolle, meine Verlobte, meine Familie und auch meine Freunde unterstützten mich in vielen Dingen.

Hierbei kam es zu vielen Gesprächen, die mir neuen Mut machten und halfen nach vorne zu schauen – und das tue ich seit meinem letzten Schub.

Ich sehe das Vergangene als eine Erfahrung an, aus der ich das Bestmögliche für mich herausziehen konnte und auch noch kann. Des Weiteren nimmt mich mein soziales Umfeld seit dieser Zeit ganz anders wahr. Sie respektieren es, wenn ich mal nicht mit ihnen um die Häuser ziehen will, verstehen es, wenn ich mich an neuen Orten zuerst nach einer Toilette umschaue, usw. Das ist eine tolle Erfahrung und da merkt man, dass miteinander reden sehr viel helfen kann.

Das ist ein Bild von Juli 2016. Aktuell in Remission. Die 15 kg habe ich mir zurückgeholt, genau wie mein Lächeln und meine Lebensfreude.

Was ich seit meinem letzten Schub gelernt habe?

Seit meinem letzten Schub habe ich mir selbst (und auch meine Verlobte 🙂) das Ziel gesetzt, jeglichen unnötigen Stress zu vermeiden und mehr auf meinen Körper zu hören. Ich treibe jetzt regelmäßig Sport und achte auf meine Ernährung. Ich koche nur noch mit frischen Zutaten und mein Körper dankt es mir sehr.

In nächster Zeit plane ich die SCD von Lukas Fingerle (Crohn Revolution) zu starten. Mal schauen, was die Zukunft für mich und uns alle bereithält :-).

Zum Schluss gibt es noch ein Bild, das ich im Internet gefunden habe.

Das Bild beschreibt meiner Meinung nach sehr gut das Gefühl, wenn man sich in Revision befindet. Man fühlt sich frei und hat eine saubere Unterhose  🙂

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