Okt 03

CED und Bewegung – eine gute Kombination!

Autor: Jens Zschocke – selbstständiger Physiotherapeut im Aktiv Zentrum, Speyer.

Große Unsicherheit herrscht bei der Frage: Ich habe eine chronische Darmerkrankung. Kann ich überhaupt Sport treiben?

Die Antwort schonmal vorweg: Unbedingt!

Aufgrund der Erkrankung und der verabreichten Medikamente (egal ob Morbus Crohn oder Collitis Ulcerosa) kann es im Körper zu Schäden kommen, wie z.B. : Knochenschwund (Osteoporose), Autoimmunreaktion, Gewichtsverlust und natürlich psychische Beeinträchtigungen (Depression).

Hier kann man mit regelmäßiger Bewegung gut entgegenwirken.

Wichtig ist hier aber auch, wie bei Medikamenten: Die Dosis macht´s! Mit generellen Empfehlungen ist es hierbei schwierig, denn die Erkrankung hat ja 1000 Gesichter und es ist jeder anders. Am ehesten kann man hier zwischen dem Schub und der Remission unterscheiden.

Im Schub liegen wir alle meist flach, fühlen uns nicht wohl und wollen alles, nur nicht weit weg von zuhause und dem Bad. Also fällt Walking, Spazieren und Co. schonmal bei vielen flach.

Auch ein intensives Training ist hier nicht zu empfehlen. Zu starkes Training kann bei Sportlern zu einer Erhöhung der Körpertemperatur führen. Ihr kennt das sicher auch. Nach viel Sport wird einem sehr warm. Das kann wiederum die aktive Entzündung im Darm fördern.

Hier sollte moderat (geringe Intensität) trainiert werden. Hier gilt: Alles ist besser als nichts.

Ein Standfahrrad in der Wohnung (Ergometer) oder ein Crosstrainer ist hier eine gute Idee. Wenn möglich natürlich raus und eine Runde um den Block walken oder auch nur spazieren gehen. Auf die Art, wie man das Ausdauertraining plant, gehe ich am Ende noch ein.

In der Remission ist prinzipiell alles erlaubt, was Spaß macht. Hier kann jeder ganz Individuell austesten, wo die Grenze ist. Ausdauersport ist hier zu empfehlen, da er gut auf die Knochendichte (braucht Zug und Druck) und auf die Psyche (Serotonin Freisetzung) wirkt.

Geht dazu bitte, wenn möglich raus an das Tageslicht. Vitamin D3 wirkt sehr gut auf die Knochendichte, wird aber nur durch Tageslicht aktiviert.

Passt bei einer Immunsupression bitte auf, dass ihr gut angezogen seit und besprecht das alles nochmal mit eurem Arzt.

Wie plant man eigentlich ein Ausdauertraining?

Hier empfehle ich die Karvonen Formel. Sie reicht für den Hobbysportler vollkommen aus. Hierzu braucht ihr eure maximale Herzfrequenz (220 – Lebensalter) = HFmax. Dann euren Ruhepuls (berechnet ihr aus einer Messung eures Pulses VOR dem aufstehen morgens an drei verschiedenen Tagen und daraus der Mittelwert) = RP. Dann den Faktor: für intensives Ausdauertraining: 0.8 (nur für Profisportler), für extensives Ausdauertraining: 0.6 (mittel gut trainiert), für Untrainierte: 0.5 (für Leute die nie Sport treiben). Das ganze kommt in diese Formel:

HFtrain. = (HFmax − RP) x Faktor + RP

Der damit ausgerechnete Wert, ist der Puls, den ihr im Training haben solltet. Hier braucht ihr eine Pulsuhr. Mit dem Wert könnt ihr eine Stunde laufen.

Er ist genau an euch angepasst. Nach ca. 3 Wochen solltet ihr nochmal neu messen und rechnen. Ihr werdet ja schließlich besser. 

Laufen solltet ihr alle 2- 3 Tage. Niemals an zwei Tagen hintereinander. Sonst trainiert ihr euch runter (Stichwort Superkompensations Modell).

In dem Sinne: Tut das, was ihr könnt aber was tun ist besser als nicht´s tun. Trainert ihr richtig, wird es zu eurem Wohlbefinden beitragen und euch etwas Kontrolle über eure Erkrankung zurückgeben.

Quellen:

1) Karvonen Formel auf: https://de.wikipedia.org/wiki/Karvonen-Formel

Auf PubMed:

2) Can J Gastroenterol. 2008 May;22(5):497-504.

Exercise and inflammatory bowel disease.

Narula N1Fedorak RN.

3) J Physiol Pharmacol. 2013 Apr;64(2):143-55.

The impact of physical activity and nutrition on inflammatory bowel disease: the potential role of cross talk between adipose tissue and skeletal muscle.

Bilski J1Mazur-Bialy AIWierdak MBrzozowski T.

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